Seite 99 - CLOUD Migration - Alles was Sie über die CLOUD wissen müssen

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Die Lizenzierung ist also eine wesentliche Fragestellung beim Cloud‐
Computing, vor allem bei der Risikobetrachtung und als Kostenfaktor bei der 
kaufmännischen Betrachtung. 
Aus ökonomischer Sicht wird man bestrebt sein, die Lizenzkosten zu 
minimieren. Den Luxus einer Überlizenzierung, um auf der sicheren Seite zu 
sein, leisten sich nur wenige Unternehmen. Auf der anderen Seite birgt eine 
Unterlizenzierung ein erhebliches rechtliches Risiko mit möglichen 
wirtschaftlichen Spätfolgen. Insofern wird man danach trachten, möglichst 
korrekt lizenziert zu sein, also genauso viele Lizenzen zu halten, wie für 
einen bestimmten Service nötig sind.  
Korrekt zu lizenzieren, ist aber gerade im Cloud‐Umfeld nicht immer einfach, 
da dies häufig eine Adaptierung bestehender Lizenzverträge erfordert. 
Verblüffenderweise hinken die Lizenzmodelle mancher renommierter 
Softwarehersteller der aktuellen Cloud‐Entwicklung aber deutlich hinterher. 
Dies führt mitunter dazu, dass Entscheidungen für oder gegen den Einsatz 
eines bestimmten Softwareprodukts immer häufiger aufgrund der „Cloud‐
Readiness“ des Lizenzmodells eines Herstellers getroffen werden. Aus 
diesem Grund werden auch Open‐Source‐Produkte wieder verstärkt als 
Alternative in Erwägung gezogen. 
Oft wird die Ansicht vertreten, Lizenzierungsfragen seien ein rein internes 
Thema zwischen Cloud‐Anbietern und Softwareherstellern. So ist es nicht. 
Beim Stichwort Lizenzierung geht es nicht nur um die Frage von 
Urheberrechten (primär relevant für das Verhältnis zwischen 
Softwarehersteller und Cloud‐Anbieter), sondern auch um die von Anbietern 
zur Anwendung gebrachte Lizenzmetrik (relevant für den Endkunden). Die 
Alternative Open Source präsentiert sich tatsächlich für beide Aspekte als 
ein unkomplizierter Ausweg. Auf jeden Fall kann das Thema Lizenzierung für 
Cloud‐Nutzer durchaus wirtschaftliche und rechtliche Bedeutung erlangen.  
Vor allem bei „Infrastructure as a Service“‐Diensten (IaaS) müssen sich 
Nutzer näher mit dem Thema Lizenzierung befassen. Für Cloud‐Anbieter 
sind IaaS‐Dienste aus lizenzrechtlicher Sicht am wenigsten problematisch, 
übernehmen sie doch bloß die Haftung für die von ihnen bereitgestellten 
Leitungsteile. In der Regel handelt es sich hierbei um infrastrukturnahe 
Software (z.B. die Virtualisierungsschicht), um Rechen‐ und 
Speicherkapazität in einem virtuellen Datacenter zur Verfügung zu stellen. 
Die Lizenzierung von „darüber liegender“ Software obliegt üblicherweise 
dem Cloud‐Nutzer. Der Anbieter wird die vom Nutzer aufgebrachte Software 
nicht kennen und daher bestrebt sein, hierfür weder Haftung noch Kosten 
zu übernehmen.